Geologie, Frühzeit und Mittelalter
Auf der sog. „Schlierbacher Platte“ im mittleren Albvorland nimmt die Gemarkung der Gemeinde Roßwälden eine flache Mulde im Lias alpha ein, die sich nach Westen öffnet. Sie ist nur wenig von höheren Lehmdecken umrahmt.
Aus der frühen menschlichen Besiedlung ist ein Merowinger Reihengrab bekannt, das in einem Steinbruch an der Straße nach Wellingen entdeckt wurde. In jenem gemauerten Alemannengrab befanden sich auch Grabbeigaben wie Lanze und Messer. Die Grabungsfunde gingen im II. Weltkrieg in Stuttgart verloren.
In der älteren Ausbauzeit ab dem 9. Jahrhundert sind für den Filsgau typische Ortsnamenendungen mit Wälden. Typisch für die Siedlungen am Rande des Gaus ist fünfmal der Namen Wälden, wie Eckwälden und eben auch Roßwälden. Man nimmt daher an, dass sich die ersten Siedler von Roßwälden zwischen 900 und 1000 hier niederließen.
1275 wird Roßwälden erstmals erwähnt. In jenem Jahr schenkte Berthold von Huockenberc dem Kloster Sankt Peter in Freiburg im Breisgau sechs Höfe bei „Wälden“. Von den Herzögen der Teck und ihren Verwandten, von Lehensleuten und Ministerialen kam allmählich der ganze Ort an das Kloster Kirchheim. Ab 1381 stand die hohe Obrigkeit den Grafen von Württemberg zu.
Die Pfarrei wird erstmals 1275 genannt. Damals versah die Stelle ein Vikar, welcher dem Sulpacher Pfarrer unterstand. 1346 inkorporierte das Kloster Adelberg das Roßwäldener Kirchlein „St. Benedikt“. Von da ab wurde es nur noch von Geistlichen des Klosters betreut.
Der Ortsnamen entwickelt sich von Wäldu (1275) über Guetenwälden(1393) zu Wälden-Roßrain (1435). Aus dem späteren Zusatz „am Roßrain“ bildete sich im Laufe der Jahrhunderte der Ortsnamen „Roßwälden“. Dass in Roßwälden tatsächlich auch Pferdezucht betrieben wurde belegt ein Register von 1521, wonach für Kriegszwecke 26 Pferde zur Verfügung standen. Die für die Pferdehaltung nötige Weide am Roßrain war groß genug.
Nach einem Bericht von 1604 soll auf dem Bühel, den man Burgstall nennt, ein Schlösslein gestanden sein. Sichtbare Reste sind heute keine mehr vorhanden. Ältestes historisches Erbstück des Ortes ist die Kirchenglocke von 1447 mit der Inschrift: „Maria bit Got für uns“. Eingegossen sind zwei Medaillons einer Marienklage mit 2 Frauen und 2 Engel mit Glocke. Die Steingewinnung für das Bauwesen ist 1488 erstmals erwähnt, als 11 Wagenladungen mit Stein aus dem eigenen Steinbruch für die Herrschaft Württemberg ausgeführt werden mussten. Steiniger Untergrund war auch die Ursache für den Wassermangel in trockenen Sommern. 1907 wird Roßwälden endlich an das öffentliche Wassernetz von Wellingen angeschlossen.
Reformation und Kriegszeiten
1534 wurde die Reformation eingeführt. Die Verwaltungsgemeinschaft, der „Roßwäldener Stab“, wurde 1538 gegründet. Das zentrale Schultheißenamt befand sich in Roßwälden, dem damals größten der drei Orte. 1598 lebten in Roßwälden 38 erwachsene Personen, die das Bürgerrecht besaßen, in Weiler waren das 25 und in Sulpach 7. Jahrhundertelange Streitereien ließen aber kein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl der Teilorte erwachsen, daher löste sich die Verwaltungsgemeinschaft nach kanpp 460 Jahre des Bestehens stückweise wieder auf. 1905 wurde Weiler selbständige Gemeinde, nachdem es seit 1817 bereits erste Bestrebungen angestellt hatte. 1932 löste sich Sulpach von Roßwälden und gliederte sich nach Ebersbach ein.
In Roßwälden wurde 1600 erstmals eine Schule für die Unterrichtung der Kinder eröffnet, die jedoch vom Pfarrer nur als Winterschule betrieben werden konnte. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Bevölkerung des Ortes stark gelitten, wobei ein Großteil der Bevölkerung nach Kirchheim geflohen war. Auch in den Kriegen mit Frankreich im 18. Jahrhundert hatte der Ort unter Einquartierungen und Plünderungen durch franz. Truppen zu leiden. Daran erinnert unter anderem ein steinernes Gedenkkreuz: 1707 wurde Hans Berger, Bürger und Zoller zu Roßwälden auf seinem Acker tot aufgefunden. Nach der Überlieferung auf dem Gedenkstein wurde er von einem französischen Husaren durch drei Hiebe und zwei Stiche in jener Nacht ermordet. In jener Nacht wurde auch das damals zu Ulm gehörende Süßen angezündet.
Im letzten Viertel des 18. Jahrhundert setzte im Bauerndorf langsam ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Dazu beigetragen hatte sicherlich auch die Schafzucht und der Verkauf der Wolle auf dem Kirchheimer Wollmarkt.
Ein paar Daten und Fakten im Überblick
1726 Neubau der Dorfkirche durch Baumeister Hipp aus Herrenberg. Der Bau dauert sehr lange, denn 1739 ist immer noch von Baumaßnahmen die Rede.
1729 wurde das Roßwälder Stabs-Rathaus neu erbaut.
1842 waren noch 2 bis 3 Morgen an den Südhängen des Roßrains mit Weinreben bepflanzt, die jedoch keinen besonders guten Tropfen ergeben haben sollen.
Im 19. Jahrhundert litt der Ort an einem Bevölkerungsschwund, da aufgrund der schlechten Wirtschaftslage immer mehr Bürger sich zum Auswandern entschlossen – in erster Linie in die Vereinigten Staaten.
1860 eine größere Renovierung wurde an der Dorfkirche nötig.
1897 erfolgte die erste Vereinsgründung mit dem Turnverein Roßwälden, die erste Monatsversammlung fand in der Bäckerei Rau in der Dorfstraße statt.
1903 wurde die erste Telefonleitung verlegt.
1904 Renovierung der Dorfkirche.
1905 Weiler löst sich aus dem Roßwälder Stab und wird eine eigenständige Gemeinde.
1907 Roßwälden baut ein öffentliches Wasserleitungsnetz. Die Wasserversorgung erfolgt von einem Brunnen im Köhler auf Wellinger Gemarkung.
1910 Der Gesangverein wurde gegründet.
1924 Turnhallenbau.
1927 Das Rathaus erhielt einen Telefonanschluss.
1929 wurde der Farrenstall neu erbaut. Heute hat im Erdgeschoß die Freiwillige Feuerwehr ihren Platz gefunden, im oberen Stock befindet sich ein kleiner Veranstaltungsraum.
1930 Gründung des Obst- und Gartenbauvereins.
1931 Sulpach verlässt den Roßwälder Stab und schließt sich Ebersbach an.
1939 wurden der Turnverein und der Gesangverein auf Anordnung der NSDAP zum Turn- und Gesangverein zusammengeschlossen, zum: „TGV“.
1939 war der Ort noch hauptsächlich kleinbäuerlich geprägt mit mehr als 70 % landwirtschaftlichen Erwerbspersonen.
Bis 1939 gehörte Roßwälden zum Oberamt Kirchheim unter Teck. Im gleichen Jahr wurde es dem Kreis Göppingen zugeordnet.
1945 Im letzten Kriegsjahr kam es im April 1945 zu Gefechtshandlungen im Großraum Roßwälden. Alliierte Amerikanische Truppen stießen auf versprengte Teile der deutschen Reichsarmee. Bei den Kampfhandlungen wurden mehrere Gebäude im Ort zerstört, einige Zivilisten kamen ums Leben.
1950 umfasste die gesamte Markung Roßwälden 4,5 qkm.
Zwischen 1957 und 1960 wurde die Flurbereinigung durchgeführt. Hierbei entstanden sechs Aussiedlerhöfe auf freier Feldmarkung.
1957 bis 1960 Eine neu gebaute Umgehungsstraße von Ebersbach nach Schlierbach und der Neubau der Straße nach Hochdorf führen den wachsenden Verkehr um den Ortskern von Roßwälden.
1958/1959 Die katholische Bevölkerung erhält durch den Umbau eines früheren Fabrikgebäudes ein eigenes Gotteshaus, die Bruder Klaus-Kirche in der Wellingerstraße.
1959 Bau einer 2-klassigen Grundschule in der Steinbisstraße.
1961 waren nur noch rund 30 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig.
1963 eine große Gemeinschaftsobstanlage wird im Gewann Halde gepflanzt.
1966 der im Rahmen der Flurbereinigung begonnene Sportlatz bei der Turnhalle wird eingeweiht.
1967/1968 Bau eines Kindergartens im Ringweg.
1969/1970 Die 1924 gebaute Turnhalle wird fast vollständig abgerissen, modernisiert und wiederaufgebaut. In den Folgejahren werden ein Vereinszimmer und ein Jugendraum angebaut.
1971 nach mehreren vergeblichen Versuchen, auf der eigenen Gemarkung leistungsfähige Brunnen zu graben, erfolgt der Anschluss der Wasserversorgung an die Blau-Lauter-Gruppe.
Am 01.01 1972 wurde Roßwälden nach Ebersbach eingemeindet. Damals gab es noch 24 landwirtschaftliche Betriebe.
1973 Die Roßwälder Schule wird aufgelöst. Die Grundschüler gehen nach Schlierbach, die Hauptschüler nach Ebersbach in die Schule.Die Schule in Roßwälden wird zum 2.Kindergarten umgestaltet.
1975 Der Tennisclub Ebersbach bezieht in der Roßrainstraße seine neue Tennisanlage mit Vereinsheim.
1980 in den Folgejahren werden die Neubaugebiete Messenwiesen und Klingelbrunnen erschlossen.
1986 Bei einer Hochwasserkatastrophe werden viele Straßen und Keller überschwemmt.
1987 Einweihung eines vom OGV Roßwälden finanzierten Vogellehrpfades am Hohrucken.
1990 Bau einer Grundschule in Roßwälden an der Steinbisstraße,
2000 Der seit einiger Zeit nicht mehr genutzte Farrenstall wird zum Feuerwehrmagazin und zum Bürgersaal umgebaut.
2008 Die erste Roßwälder Kunst- und Kulturnacht wird veranstaltet und findet alle 3 Jahre statt.
2010 Mit einer BMX-Radgeländebahn startet die Entwicklung des Rossiparks am Dammbach. Ein Mehrgenerationen-Gerätepark und eine Skatebahn folgen.
2009 Nachdem über die Jahre alle örtlichen Läden geschlossen hatten ist die Nahversorgung durch die Eröffnung eines Discountmarktes am Ort wieder gesichert.
2013 Beim Kindergarten Steinbiss wird eine Kinderkrippe neu gebaut.
2015 Das Gewerbegebiet Mahd wird erweitert.
2017 Das Neubaugebiet Dammbach wird unterhalb des Quellwegs erschlossen.
2018 Bei einem Starkregen werden zahlreiche Keller überflutet.
2018 Der Kindergarten Ringweg wird reaktiviert.
2020 Der Naturkindergarten in der Roßrainstraße nimmt seinen Betrieb auf.
2021 Bei einem Starkregen mit Hagelschlag werden zahlreiche Keller überflutet.
2021/22 Erschließung des neuen Baugebiets „Unterer Morgen“ mit Einweihung der Katharina-Kepler-Straße und der Pfarrer-Veil-Straße.
2022 Bau eines Regenrückhaltebeckens östlich der L1152.
2022 Aufdimensionierung der Regenwasser- bzw. Mischwasserkanäle und Erneuerung der Trinkwasserleitungen in der Brühl-, Dorf- und Wellinger Straße.
Zusammengestellt von: Uwe Geiger, Stadtarchiv Ebersbach, 05.12.2006,
ergänzt durch Theo Mayer und Klaus Herrmann, 07.11.2022
Quellen: Karl Mayer, Geschichte des Roßwälder Stabs, Roßwälden, Weiler, Sulpach, 1939, Reprint 1979
Statistische Handbücher, Oberamtsbeschreibung des Amtes Kirchheim, diverse Akten aus dem Zentralen Stadtarchiv Ebersbach.