Johannes Kepler und seine Verbindung zu Roßwälden


v. Walter Zwicker

Johannes Kepler, geb. am 27. Dez. 1571 in Weil der Stadt, war der Entdecker der Planetengesetze, er war kaiserlicher Mathematiker und er hat zusammen mit Galileo Galilei, Rene` Descartes und anderen Gleichgesinnten, Anfang des 17. Jahrhunderts die neuzeitliche Naturwissenschaft gegründet. Keplers „Astronomia Nova“ und „Harmonice Mundi“, sowie Galileis „Nuova Scienzia“ bildeten das Fundament , auf dem Generationen von Forschern aufbauen konnten. Er machte sich bereits damals Gedanken, wie der Mensch zum Mond gelangen könnte und hat mit seinen Erkenntnissen Grundlagen dafür geschaffen, dass dieser Menschheitstraum im 20 Jahrhundert Wirklichkeit werden konnte.
Darüber hinaus verfasste er noch weitere zahlreiche Veröffentlichungen, die das damalige Weltbild wesentlich veränderten und die bis heute weitgehend Gültigkeit haben.

Keplers Verbindung nach Roßwälden besteht darin, dass seine Schwester  Margarete Pfarrfrau in Roßwälden war. Sie heiratete am 16. Okt. 1608 in Leonberg den Pfarrer Georg Binder. Dieser wiederum war als Sohn des Roßwälder Pfarrers  am 3. Juni 1580 in Roßwälden geboren und auch hier aufgewachsen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dann die Pfarrstelle in Roßwälden mit seiner Frau Margarete geb. Kepler.
Nach seinem Theologiestudium war Binder von 1607-1608 Präceptor in Leonberg und von 1608-1609 in Dornstetten bei Freudenstadt. Von dort kam er auf seine erste Pfarrstelle nach Heumaden.
1609 – 1620 Während dieser Zeit (ca. 1615) wurde seine Schwiegermutter Katharina Kepler in Leonberg der Hexerei beschuldigt und darauf stand damals die Todesstrafe durch Verbrennung.
Weil Johannes Kepler  zu dieser Zeit als Mathematiker in Linz im Dienste des Kaisers Rudolf II. war, erhoben Pfarrer Binder und Christoph Kepler (der jüngere Bruder von Johannes Kepler und Margarete) im Namen von Katharina Kepler Verleumdungsklage gegen diese Anschuldigungen, denn wer sich gegen die Vorwürfe der Hexerei nicht wehrte, galt als schuldig (Schuldgeständnis). Da auch der Vogt Lutherus Einhorn zu Leonberg gegen Katharina eingestellt war, heizte sich der Streit weiter auf und Katharina wurde am 7. August 1620  im Pfarrhaus zu Heumaden, wo sie sich zu dieser Zeit bei ihrer Tochter aufhielt, am frühen Morgen verhaftet.

Sie wurde zunächst in den Diebsturm zu Leonberg gesperrt und am 11. August 1620 das erste Mal verhört. In einem Schreiben vom 26.8.1620 bat der Sohn Christoph Kepler den Herzog seine verhaftete Mutter von Leonberg an einen anderen Ort bringen zu lassen,“ weil er durch den Prozess hier in Leonberg würde sowohl geschäftlich (er war Zinngießer) als auch in seiner Autorität als Drillmeister der Stadtverteidigung schwer geschädigt.“
Am 29.8.1620 wurde Katharina nach Güglingen bei Lauffen a.N.  verlegt und in den Kerker des Güglinger Turms gesperrt. In Güglingen fand dann auch der Prozess gegen sie statt. Katharina Kepler war zu dieser Zeit 72 Jahre alt und beinahe die älteste Person zu Leonberg.

Dem Pfarrer Georg Binder zu Heumaden wurde inzwischen die ganze Geschichte zu heiß. Weil auch die Kirche die Hexenverfolgung befürwortete fürchtete er um seine Stellung. Daher war für ihn der Tod seines Vaters Georg Binder (gleicher Name) am 8.6.1620, Pfarrer in Roßwälden, der willkommene Anlass, sich nach Roßwälden versetzen zu lassen, wo er sich einen größeren Abstand versprach oder erhoffte (Herbst 1620).
Ab Herbst 1620 kam Johannes Kepler von Linz für ein Jahr nach Württemberg um seiner Mutter beizustehen und ihre Verteidigung zu betreiben.
Sicher besuchte Johannes  Kepler während dieser Zeit auch seine Schwester Margarete in Roßwälden.
Nach vielen Bemühungen und Schreiben von Johannes und der Standhaftigkeit von Katharina, in der sie stets ihre Unschuld beteuerte, wurde sie am 4. Oktober 1621 freigesprochen und am37.Oktober 1621 aus der Haft entlassen.
Eine Woche danach, am 15.Oktober hat der Leonberger Vogt zusammen mit den Richtern, den Herzog gebeten, dieser möge, um größeres Unheil „und gewißlich erfolgenden Totschlag gnädig zu verhüten „,der Keplerin als „hochgravierter Person“ die Rückkehr nach Leonberg verbieten und sie anweisen, “ anderwärts zu wohnen.“ Der Herzog scheint diesem Begehren, nachgekommen zu sein.

Den weiteren Verlauf beschreibt das Leonberger Stadtarchiv in seiner Reihe Beiträge zur Stadtgeschichte wie folgt: „Ziemlich wahrscheinlich hat sie ihre Tochter, die Pfarrfrau Margarete Binder, bei sich im Roßwälder Pfarrhaus aufgenommen. Vielleicht hat Johannes Kepler die Mutter auf seiner Rückreise nach Linz dorthin gebracht. Am 13. April 1622, ein halbes Jahr nach ihrer Freilassung, ist Katharina in ihrem 75. Lebensjahr verstorben. Wahrscheinlich bei ihrer Tochter in Roßwälden, dort wurde sie wohl auch begraben.
Die Erinnerungstafel auf dem Leonberger Friedhof beruht wohl auf einem Irrtum.“ (Ende Zitat)

Nach Auskunft des Kirchlichen Landesarchivs gibt es im Totenregister von Leonberg und Heumaden keinen Eintrag mit dem Namen Katharina Kepler. Von einem weiteren evtl. in Frage kommenden Sterbeort ist nichts bekannt.
Leider sind die Kirchenbücher von Roßwälden für die Jahre um 1622  nicht mehr vorhanden.

Es wird berichtet dass J. Kepler auch noch nach dem Tod seiner Mutter, in den Jahren 1624/25 nach Roßwälden kam. Es kann vermutet werden, dass er nicht nur seine Schwester sondern auch das Grab seiner Mutter besuchen wollte.
Von Keplers letztem bekanntem Aufenthalt im Herzogtum Württemberg wird berichtet, dass er bei seiner Schwester in Roßwälden Station machte um von dort aus im Göppinger Sauerbrunnen Heilung von einem Hautausschlag zu suchen.

Somit ist sicher belegt , dass Johannes Kepler öfters  seine Schwester in Roßwälden besucht hat und dass sein Schwager Georg Binder hier geboren und aufgewachsen ist.
Fest steht auch, dass Katharina Kepler nicht in Leonberg oder Heumaden gestorben ist und auch sonst kein Sterbeort bekannt ist.

Margarete Binder war ebenso wie ihr Bruder Johannes stets besorgt um ihre Mutter. Von Margarete wird berichtet, dass sie ihre Mutter „mit dreijähriger unverrückter Wohnung“ (von 1617 bis zur Verhaftung 7. August 1620), bei sich in Heumaden aufgenommen hat. Auch während der Gefangenschaft hat sie ihre Mutter besucht und mit ihr „durch die Gefängnistürhindurch gesprochen bis sie der Wächter mit groben Worten argwöhnisch verjagte“. Es kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Margarete Binder ihre Mutter nach deren Freispruch und Entlassung am 7. Oktober 1621 auch wieder bei  sich im Pfarrhaus in Roßwälden aufgenommen hat, wohin sie mit ihrem Mann im Herbst 1620 gezogen war.

Es gibt also berechtigte Hinweise, dass Katharina Kepler in Roßwälden gelebt hat, gestorben und begraben ist.
Festzuhalten ist auch, das Johannes Kepler sehr wohl eine Verbindung zu Roßwälden hatte.

Mit einer Stele und Gedenktafel will der Stammtisch Heimatkunde an diese Verbindung zur Familie Kepler sichtbar erinnern.
Sie wurde im Sommer 2011 bei der ev. Kirche in Roßwälden aufgestellt.

Zusammengetragen  und aufgeschrieben für den „Stammtisch Heimatkunde“ in Roßwälden von Walter Zwicker im November 2009